Kajakfahren an der Ardèche 2018

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Der Beginn der diesjährigen Kajaktour an die Ardèche in Südfrankreich wurde überschattet
von zwei verletzungsbedingten Ausfällen, eine Übungsleiterin mit Sehnenanriss und ein
Teilnehmer mit gebrochenem Daumen mussten leider in Aachen bleiben. Für die anderen
ging es auf in den Süden, wo wir alle gegen Mittag bei hervorragendem Wetter auf
„unserem“ Campingplatz ankamen. Um noch am selben Tag aufs Wasser zu können haben
sich alle beim Aufbau des Camps beeilt. Nach einer kleinen Brotzeit zogen sich alle um und
stellten ihre Boote passend ein. Dann ging es eingepackt in warme Neoprenanzüge zum
Wasser. Während die Luft schon fast sommerlich warm war, merkte man dem Wasser viel zu
deutlich an, dass es sich um Schmelzwasser aus dem Zentralmassiv handelte. Trotzdem
galt es für alle gleich zu Beginn die erste Pflichtübung zu absolvieren: Aussteigen. Dabei
muss jeder zeigen, dass er in der Lage ist, sein Boot nach dem Kentern unter Wasser zu
verlassen. Doch diese Hürde wurde von allen gemeistert und bei den anschließenden
Paddelübungen wurde allen schnell wieder warm.

Am nächsten Morgen startete der erste richtige Paddeltag mit einem gemütlichen Frühstück. Es gab, da in Frankreich, Croissants und Baguettes, und jeder schmierte sich ein
sogenanntes Bachbrot für die Mittagspause. Auf dem Wasser teilten wir uns in kleinere Gruppen auf, in denen alle, je nach Vorkenntnissen, die Grundzüge des Paddelns lernten.
Zu Beginn der Woche lag der Fokus auf dem intensiven Üben der Basis-Techniken, mit deren Hilfe die längeren Strecken später einfacher zu absolvieren sein würden. Neben
Paddeltechnik wurden auch Übungen zu Selbst- und Fremdrettung gemacht. Bei der Selbstrettung übt man, wie man als Schwimmer im Wildwasser wieder ans Ufer gelangt,
ohne sich dabei zu verletzen. Das wichtigste Hilfsmittel der Fremdrettung ist der sogenannte Wurfsack, eine Rettungsleine, die einem Schwimmer vom Ufer aus zugeworfen wird.
Welche Herausforderung das Werfen eines Wurfsacks sein kann merkten die Teilnehmer, als von
drei geworfenen Leinen oft nur einer oder auch keinen einzige ihr Ziel erreichten. Am Ende
des Tages waren alle erschöpft und haben sich bald nach dem Abendessen in ihre Zelte
verzogen.
Auch der zweite Tag startete mit einem kräftigen Frühstück. Der Flussabschnitt für diesen
Tag begann in Lanas, einem kleinen Ort einige Kilometer flussaufwärts des Campingplatzes,
und endete am Campingplatz. Die Strecke war für ihre Länge sehr abwechslungsreich. Nach
einem kurzen, ruhigen Stück zum Einfahren und einem Schwall folgte ein Wehr, das den
Fluss aufstaut. Für Paddler war in diese Wehr eine Bootsrutsche integriert, über die die Stufe
gefahrlos befahren werden konnte. Trotzdem stellte die Walze am Ende der Bootsrutsche
ein Problem für einige Teilnehmer dar, die vergaßen, kräftig vorwärts zu paddeln und
deshalb kenterten. Hinter dem Wehr verzweigte sich der Fluss und führte durch ein kleines
Waldstück. Wegen der vielen Baumhindernisse war nur eine Route sicher fahrbar. Kurz
hinter dem Waldstück erreichten wir unsere Pausenstelle. Diese lag gegenüber der
schwierigsten Stelle auf diesem Stück, weshalb der ein oder andere die Pause damit
begann, sein Boot zu leeren. Die Übungswütigen konnten sich an dieser Stelle noch
verausgaben und so manch einer, der im ersten Anlauf gekentert ist, nutzte die Gelegenheit
für einen zweiten Versuch. Nach der Pause führte uns der Fluss durch eine kurze, aber
trotzdem sehr schöne Schlucht, in der sich kurze Schwalle mit ruhigen Stücken
abwechselten, in denen man die Landschaft genießen konnte. Kurz vor dem Ausstieg am
Campingplatz gab es dann noch einmal die Möglichkeit, in einer kleinen Walze erste
Erfahrungen im Surfen mit dem Kajak zu sammeln.
Am dritten Morgen herrschte schon
komplett Routine, frühstücken,
Bachbrote schmieren und ab aufs
Wasser. Wie am ersten Tag starteten
wir am Campingplatz, fuhren aber bis
Ruoms. Die Pause an diesem Tag fand
auf dem Affenfelsen statt, von dem aus
man im Kajak sitzend ins Wasser
springen konnte. Es ging weiter mit
einer, vor allem bei herrschendem
Wasserstand, recht anspruchsvollen
Stelle, die trotzdem von allen mehr oder
weniger gemeistert wurde. Nach ein
paar Kilometern mit leichtem
Wildwasser erreichten wir den
Rückstau des Wehrs in Ruoms, das wir
dann auch mit einer Bootsrutsche
befahren konnten. Kurz danach befand
sich auch der Ausstieg.
Am Abend begann es zu regnen, was
sich auch im Laufe der Nacht nicht
änderte. Der vierte Tag war als
Pausentag geplant. Viele nutzten die
Gelegenheit für andere Aktivitäten wie
das Besichtigen einer Höhle oder für ein Paint-Ball-Spiel, während ein Teil der Übungsleiter
das aus dem Regen resultierende Hochwasser ausnutzte, um ein etwas anspruchsvolleres
Stück flussaufwärts des Campingplatzes zu befahren.
Traditionell wird nach dem Pausentag die Ardèche-Schlucht befahren, aufgrund des hohen
Pegelstands entschieden wir uns jedoch für die Beaume, einen Seitenfluss der Ardèche.
Dieser Fluss ist nur selten befahrbar, deshalb war es für alle ein komplett neues Stück. Doch
auch das war kein Problem und alle landeten wohlbehalten wieder am Ausstieg. Da der
Pegel für die Schlucht im Laufe des Tages weit genug gefallen ist, nahmen wir diese am
nächsten Tag in Angriff. Wegen der längeren Fahrtzeiten ging es zeitig am Campingplatz los
zum Einstieg, der direkt am Pont d’Arc lag. Während die Fahrer die Autos zum Ausstieg
brachten, fuhren die anderen schon mal los. An der Pausenstelle wurden sie dann eingeholt,
von da ging es in der kompletten Gruppe weiter. Durch den hohen Wasserstand ging es
zügig voran, selbst wenn man nicht paddelte, sondern einfach nur die wunderschöne und
atemberaubend riesige Schlucht auf sich wirken lies. In Rekordzeit erreichten wir den
Ausstieg und waren nicht später zurück am Campingplatz als an Tagen, an denen wir nur
halb so lange Strecken gefahren sind. Am Abend wurde gegrillt und der Tag mit einem
Lagerfeuer am Strand ausklingen gelassen.
Für den letzten Paddeltag entschieden wir uns, noch einmal die Strecke von Lanas bis zum
Campingplatz zu fahren. Hier konnten alle sehen, wie viel sie in den letzten Tagen gelernt
hatten. Mancher hatte noch eine Rechnung mit einer Stelle offen, an der er vorher immer
gekentert ist, die an diesem Tag dann beglichen werden konnte.Obwohl sich am Abend alle einig waren, dass die Woche viel zu schnell vorbeigegangen sei,
mussten wir damit beginnen, unser Camp abzubauen, die Boote auf den Hänger zu packen
und uns mental auf die Heimfahrt, die ohne die Vorfreude viel länger als der Hinweg
erschien, vorzubereiten. Trotzdem verbrachten wir den letzten Abend ausgelassen. Der
Rückweg am nächsten Tag verlief ohne Zwischenfälle.
Alles in allem war eine sehr schöne und erfolgreiche Tour. Viele Teilnehmer sind sich sicher,
auch in Zukunft weiter im Boot sitzen zu wollen, sei es beim Kanupolo, auf dem Rursee oder
im Wildwasser.